… oder schöner als jeder Geburtstag ?
„So, wenn Du willst, würde ich Dich jetzt alleine fliegen lassen!“
Dieser Satz meines Fluglehrers nach einem ganz normalen Schulungsflug ließ an jenem Sonntag ein enormes Glücksgefühl in mir aufsteigen – die Aufregung kam erst später. Ich war bis zu dem Zeitpunkt etwa 50 Mal mit einem Fluglehrer in der Luft gewesen und ungemein stolz, nun allein fliegen zu dürfen.
Nachdem wir das Flugzeug zur Startbahn zurück gebracht hatten, forderte der Fluglehrer mich auf, einzusteigen und mich fertig zu machen. Er nahm den Fallschirm aus dem hinteren Sitz, befestigte die Gurte, schloss die Haube und sagte, dass ich alles genauso machen sollte wie bei den vorherigen Flügen; dann war er weg.
Plötzlich wurde mir ganz mulmig: Da saß ich nun allein in der großen ASK21 und sollte meinen Startcheck machen. Alles so, wie ich es jedes Mal gemacht hatte. Also gut: Fallschirm angelegt, fest angeschnallt, alle Bedienelemente erreichbar, Bremsklappen eingefahren und verriegelt, Höhenmesser eingestellt, Funkgerät eingeschaltet, Trimmung eingestellt, alle Ruder freigängig, Startstrecke und Ausklinkraum frei, Windverhältnisse geprüft, auf Startunterbrechung vorbereitet, Haube verriegelt, Notabwurfvorrichtung bekannt.
„Fertig zum Einklinken“. Dann durfte ich das OK geben, die Fläche des Flugzeugs wurde angehoben, und ich hörte den Telefonisten sagen: „ASK21 EINsitzig startklar, Seil bitte anziehen!“. Jetzt konnte ich allen davon fliegen!
Das Seil zog an, und schnell hob das Flugzeug ab. Alle Aufregung war vergessen, als ich endlich in der Luft war und mein Flugzeug steuern konnte. Es war wunderbar!!! Ich war allein da oben, das Flugzeug und der Himmel gehörten plötzlich nur mir. Es war ein wahnsinniges Gefühl, nun die Gewissheit zu haben, dass nur ICH das Flugzeug flog. Kurz sah ich zum Flugplatz hinunter, wo die Leute winzig klein erschienen, die mir alle zum Alleinflug verholfen hatten. Schnell aber schaute ich wieder zum Horizont, kontrollierte Fahrt und Höhe und beschloss, noch einen Vollkreis zu drehen! Bei 200m musste ich an der Position sein und meldetet mich zur Landung mit „69 zur Landung!“. Durch das Funkgerät hörte ich bestätigend „69“ und war beruhigt, dass mich jemand gehört hatte und meine Landung erwartete. Man will ja schließlich nicht ganz vergessen werden da oben 😉
Mein Flugzeug tat genau das, was es tun sollte. Nachdem ich gelandet und zum Stehen gekommen war, öffnete ich die Haube und war ganz glücklich. Es war einer der Momente, von denen man sagt, es sei der Himmel auf Erden? Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass der erste Alleinflug so beeindruckend sein würde. Nachdem ich ausgestiegen war, bemerkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte und meine Beine sich anfühlten, als würde ich das erste Mal auf ihnen stehen: Der erste Alleinflug war genauso spannend und zugleich wunderbar und erfüllend, wie ich es von anderen gehört hatte.
Um meine A-Prüfung zu bestehen, musste ich noch zwei weitere saubere Platzrunden drehen. Danach bekam ich einen frisch gepflückten Strauß und alle gratulierten!
Schöner als jeder Geburtstag! 😉