21st Junior European Gliding Championship

Nutzen wir bei dem schlechten Wetter die Gelegenheit und blicken auf Nils‘ bisher größtes fliegerisches Highlight zurück – drei Wochen Segelfliegen in Dänemark. Zugegeben, von den drei Wochen wurde nur ein Bruchteil geflogen, denn normalerweise fährt man nicht nach Dänemark zum Segelfliegen. Von Nord- zu Ostsee sind es gerade einmal 100 km und das Meer liefert je nach Windrichtung zumindest von einer Seite Bedingungen, die thermisch nicht nutzbar sind. Hinzu kommt dann der Luftraum, der den Weg nach Süden und den direkten Weg nach Norden behindert. Soweit die Theorie.

Zusammengefasst also keine Voraussetzungen für ein „fliegerisches Highlight“. Wie sich herausstellen sollte, bot Dänemark in dem Zeitraum jedoch (ausnahmsweise) europaweit die besten Wetterbedingungen. Zudem ist die Teilnahme an einer Europameisterschaft, ungeachtet der Gegebenheiten, immer ein Highlight.

Vom 30.07.23 – 11.08.23 flogen über 16 Nationen am Flugplatz Arnborg (EKAB) um die Wette. Zusammen mit seinem Team Gerrit Neugebauer und Johannes Beyer, nahm Nils in der Club Klasse teil. Weiterhin für Deutschland dabei waren Jan-Lucas Aberle, Clemens Berger und Nuno Ferreira in der Standardklasse. Mit Teamkapitän Karsten, Nils und Johannes als Co-Trainern war das deutsche Team vollzählig. Dabei nicht zu vergessen sind die vielen Helferinnen und Helfer, die den Piloten vor Ort tatkräftig zur Seite standen. 

Nun ein paar Eindrücke von Nils:

Während andere PilotInnen nach Südfrankreich oder Spanien in den Fliegerurlaub fuhren, befanden wir uns also auf der A7 in Richtung Dänemark. Der Regen prasselte auf den Anhänger, während wir bei Hamburg mal wieder im Stau standen. Mit Sprüchen wie „wer kann schon von sich behaupten mal in Dänemark geflogen zu sein“, oder „bei uns zu Hause ist das Wetter genauso schlecht“, versuchten wir der Idee, eine Segelflug-EM in Dänemark auszurichten, etwas entgegenzukommen.

Sechs Tage vor dem ersten Wertungstag angekommen blieb genügend Zeit, das Camp aufzubauen und alles vorzubereiten. Im Fokus stand besonders die technische Kontrolle. Hierbei wird das grundlegende Setting des Flugzeuges, das während des Wettbewerbes nicht mehr geändert werden darf, hier insbesondere das Gewicht, geprüft. Auf Sicherheit wird hier besonders viel Wert gelegt. So müssen mindestens drei Sicherheitsaspekte gegeben sein. Beispielsweise ein Haubenblitzer, ein GPS-Tracker und ein Flarm (Anti-Kollisions-Warngerät). Denn bei insgesamt knapp 70 teilnehmenden Flugzeugen ist die Gefahr eines Unfalls gegenüber dem „normalen Betrieb“ zu Hause in Eudenbach deutlich erhöht.

Da unterschiedliche Flugzeuge in der Club-Klasse teilnahmen, wurden diese zur Chancengleichheit mit einem Index versehen. Ähnlich der BOP im Motorsport. So erhält ein tendenziell besseres Flugzeug einen höheren Index als ein eher leistungsschwächeres Flugzeug. Zusätzlich kann der grundlegende Index eines jeden Flugzeuges erhöht bzw. verringert werden, indem es eine Gewichtszunahme bzw. Gewichtsabnahme erfährt. 

Als Team war es uns besonders wichtig mit dem gleichen Index zu fliegen. So verzichtete Gerrit sogar einen Tag vorher auf das Abendessen, um das Wunschgewicht zu erreichen. Mit Erfolg, auch wenn das Curry von Clemens wirklich gut war :). Nach der obligatorischen Notausstiegsübung konnten die beiden Trainingstage kommen. Bei unerwartet gutem Wetter konnten wir so etwas Sightseeing betreiben und trainieren. 

Abbildung 1: Konvergenz

Kaum genossen wir bestes Wetter an den Trainingstagen, musste es während der Eröffnungsfeier ein Tag später in Herning natürlich wieder regnen. Trotz des Wetters fühlte es sich schon besonders an, in Uniform durch die Stadt zu laufen.

Eröffnungszeromonie

Die kommenden zwei Wochen waren geprägt von vielen gemeinschaftlichen Unternehmungen. Bei immerhin vier Wertungstagen, die gerade so ausreichen, um ein repräsentatives Wettbewerbsergebnis zu erzielen, blieb viel Zeit sich die Umgebung anzuschauen. So ging es von Aarhus über Vejle bis an die Nordsee. Der „Internationale Abend“ oder auch das Bergfest waren eine willkommene Abwechslung, bei denen wir auch international Kontakte knüpfen konnten. Hierbei bot jede Nation typische Speisen und Getränke des eigenen Landes an. Vor allem das Malzbier der Litauer, sowie der Käse der Franzosen waren grandios. Darüber hinaus ist Mattjö vor allem der polnische Wodka, wortwörtlich, im Kopf geblieben :). 

Einer der schlechten Tage

Falls das Wetter es doch hergab eine Aufgabe zu fliegen, klingelte morgens um 8 das Handy mit der Startaufstellung. Im Anschluss ging es direkt zum Flugzeug, was in Bezügen abgestellt sehnlichst darauf wartete geflogen zu werden. An dieser Stelle schonmal vorab ein großes Dankeschön an Gitte für die Bezüge. Nachdem das grobe Tauwasser oder besser gesagt der Regen beseitigt war, ging es zur Waage. Dort wurde dann überprüft, ob das Fluggewicht verbotenerweise verändert wurde. Auch wenn man nichts verändert hatte, gab es doch jedes Mal etwas Angstschweiß.  Denn beim Überschreiten von 10kg Toleranz erfolgt die Tagesdisqualifikation. Nachdem der Flieger dann im „Grid“, dem Starterfeld, stand, ging es endlich Frühstücken. Diesmal sogar erstaunlich gesund mit Obst und Haferflocken.

Im Briefing um 10 wurden dann alle relevanten Informationen mitgeteilt – welcher Luftraum ist aktiv, welche Aufgabe wird geflogen und wie wird das Wetter. Meist direkt im Anschluss erfolgte dann das interne Teambriefing mit der Besprechung der Taktik. 

Ergänzend muss ich erwähnen, dass das Handy häufig morgens klingelte und wir an dem Tag nicht geflogen sind. Aber das bringt ein Wettbewerb eben mit sich und gehört auch irgendwo dazu :).

Dafür gab es dann mehrmals beeindruckende Überflüge von zwei F-16 Kampfjets zu bestaunen.

Das Camp
Endanflug auf Piste 27

Bezüglich der Wertungstage lässt sich sagen, dass jeder ganz unterschiedlich war. Einen Tag sind wir mehrere Stunden ohne einen einzigen Kreis bei irren Wolkenstraßen geflogen, den anderen Tag mussten wir uns mühselig den Endanflug erkämpfen und gingen ein hohes Risiko ein auf dem Acker zu landen. Eine Erfahrung auf die wir alle erfreulicherweise verzichten durften.

Die Anspannung im Cockpit ist auf einem so hochkarätig besetzten Wettbewerb nochmal eine andere. Im Dreierteam konnten wir uns jedoch ganz gut gegenseitig beruhigen und gemeinsame Entscheidungen treffen – wobei ich vermutlich am häufigsten von uns dreien einen Ruhepol brauchte. Dazu kommen dann die Trainer am Boden, die uns mit allen Informationen hinsichtlich Wetter und Konkurrenten versorgten und ggf. etwas Ruhe hereinbrachten.

Ingrid
Clubklasse hat Kochdienst. Bolo von Maurice á la Mattjö
Kurz vor dem Start

Am Ende konnte Gerrit den 8., Johannes den 10. und ich den 14. Platz erreichen. Natürlich hätten wir uns den ein oder anderen Fehler sparen können, trotzdem sind wir sehr zufrieden mit unserer Leistung und gratulieren Kim Toppari aus Finnland zum Titel in der Club Klasse.

Damit neigten sich drei Wochen Europameisterschaft dem Ende entgegen. Ich durfte viele neue Leute kennenlernen und Freundschaften vertiefen. Rückblickend kann ich sogar behaupten, dass das dänische Wetter unserem Wetter in nichts nachsteht. Ob ich dennoch ein weiteres Mal zum Segelfliegen nach Dänemark fahren würde, bezweifle ich. Danke Tamara, Mattjö und Louisa, die das Team „India“ gestellt, und mich unterstützt haben. 

Schlussendlich ist das nicht nur „mein“ Erfolg und mein fliegerischer Werdegang, auf den ich stolz sein kann. Ich hätte dies niemals ohne die Unterstützung gewisser Leute erreichen können, die maßgeblich dazu beigetragen haben. Daher möchte ich mich nun bedanken!

Danke an den wohl coolsten Verein der den man sich nur aussuchen kann. Danke Kölner Segelflieger für die bedingungslose Leihgabe der Flugzeuge und großartige Ausbildung durch die ehrenamtlichen Fluglehrer. Bei euch fühlt man sich einfach „zo huss“. 

Danke Karl, für deinen privaten Luftfahrttechnischen Betrieb, der Rund um die Uhr geöffnet hat. Ohne deine technische Unterstützung wäre ich das ein oder andere Mal aufgeschmissen gewesen.

Danke, dass du mir gezeigt hast, dass man beim Kurbeln die Hälfte der Zeit rückwärts fliegt und dass du mich nach meinem Scheinerhalt in die Ls4 gesetzt hast. 
Danke für´s begleiten, mitfiebern und unterstützen. 
Danke Fabi­­.

Als Randsportart ist Segelflug nach wie vor eine Sportart, in die man nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld investieren muss. Zumindest „viel“ Geld, wenn man gerade sein Abitur, Ausbildung oder Studium absolviert. Mittlerweile gilt es am Flugplatz als „running Gag“, aber was Wahres ist ja nun doch dran. Danke Oma für deine bedingungslose Unterstützung, wenn ich mal wieder einen Rückschlepp brauche – nach einer Außenlandung, oder wenn es unvorhergesehen doch etwas teurer wurde als gedacht. 

In diesem Sinne auch ein großes Danke an Mama, die immer hinter mir steht und es mir verzeiht, wenn ich mal eine Familienfeier ausfallen lassen muss, weil die Thermik brüllt. Danke Mama, dass du mir immer vertraut, sowie den Rücken gedeckt und Fehlzeiten in Schule oder Studium akzeptiert hast. Als gutes Vorbild soll das nicht heißen, dass es nicht auch ohne Fehlzeiten geht 😉.

Zu guter Letzt das obligatorische Dankeschön an alle Sponsoren, in dem Wissen, dass diese das vermutlich niemals lesen werden. Sponsored by: WeGlide, Topmeteo, Sotecc, Naviter, und? – Richtig, Oma.

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